Von Herz zu Herz
- Verena

- 2. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Nov.

Die OP verlief wie geplant, und ich musste eine Nacht auch auf der Intensivstation zur
Beobachtung bleiben.
Am folgenden Tag wurde ich dann auf die Station verlegt.
Ich war noch vollkommen benommen und bat Werner, mich auf die Toilette zu begleiten.
Als ich von der Toilette aufstehen wollte, kippte ich um und fiel.
Werner, der draussen stand, hatte Mühe, ins Bad hineinzukommen, da ich ja auf dem Boden lag und das Bad nicht allzu gross war.
So eine Sch...., aber auch.
Als die Ärzte von dem Vorfall erfuhren,
veranlassten sie umgehend ein MRI, wo sichergestellt wurde, dass durch den Fall keine inneren Kopfverletzungen entstanden waren.
Zur Sicherheit, und wir wollen nichts verpassen, waren Ihre Worte, wie sie immer sagten.
Das MRI war unauffällig, und der Sturz war ohne Folgen.
Nach ca. drei Tagen hatte ich jedoch ein völlig anderes Problem.
Meine komplette linke Seite war gelähmt.
Und mit komplett meinte ich komplett.
Die Neurologen erklärten mir, dass durch die Entfernung der Metastase rechts die linke
Seite (spiegelverkehrt) gelähmt werden kann durch die Anschwellung der operierten Stelle.
Leute, ich kann euch sagen, ich weiß nicht, wie ich das rückblickend alles gemeistert habe,
und bei den Rückerinnerungen nehme ich mich jeweils ganz doll, selbst in den Arm und drücke mich ganz fest.

Da ich noch ein, zwei kleine, wie die Ärzte sagten, epileptische Zitteranfälle hatte, bekam ich ab sofort ein Epilepsium.
Ich war richtig abgeschossen und sowas von ausgeliefert. Ich konnte mir weder einen Zopf , geschweige denn einen BH alleine zumachen.
Am schlimmsten war jedoch, dass ich ab sofort Unterstützung beim Waschen und Duschen brauchte und plötzlich an den Rollstuhl gebunden war.
Ich weiß noch, dass ich ein Telefongespräch mit meiner Therapeutin hatte.
Es war kein Therapiegspäch, einfach ein Gespräch von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz. Ich fragte sie, ob es schlimm sei zu sterben.
Sie antwortete: Ach, weisst du, Verena, manchmal ist Sterben leichter als zu leben.
Sie war auf diese Frage, wie sie mir später schrieb, nicht vorbereitet, und es hat sie glaube ich, weil sie in dem Moment auch so menschlich ohne Therapieansatz war, kalt erwischt.
Dieses Gespräch war für mich jedoch sehr wertvoll und pur, dass ich wieder loslassen konnte.
Manchmal brauchen wir einfach Menschen, die einen sehen, ohne helfen zu wollen,
die einem einfach auf Augenhöhe begegnen und von Herz zu Herz reden.
Danke, lieber Herzensmensch.



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